Als angehender Chemiker/Lebensmittelchemiker freut man sich das frisch Gelernte gleich praktisch anwenden zu können. Aufgrund des SARS-CoV-2 Virus findet das aktuelle Semester digital statt. Lehre und Betreuung sind trotzdem weiterhin sehr gut und selbst Laborpraktika können durchgeführt werden.
Viele Menschen achten immer bewusster darauf, welche Speisen auf ihren Teller kommen, gehen Ernährungstrends nach oder essen nur noch das neueste Superfood, doch die wenigsten wissen wirklich Bescheid, welche Inhaltsstoffe in ihren Lebensmitteln enthalten sind. Ich selbst habe mich schon sehr früh für die Nährstoff- und Zutatenangaben auf Lebensmitteln interessiert und während meiner Schullaufbahn ist zunehmend mein Interesse an der Chemie gewachsen. Während meines BoGy-Praktikums in der 10 Klasse erhielt ich die Möglichkeit, unter anderem Einblicke in die Qualitätssicherung eines mittelständischen Galvanotechnikbetriebes zu bekommen. Spätesten hier war für mich klar, dass ich mich beruflich auch in Richtung der analytischen Chemie orientieren möchte – und was bietet sich hier mehr an als Lebensmittelchemie.
Anfangs des Studiums war ich überwältigt von der Größe der Universität, die so gar nicht mehr mit der Schule zu vergleichen ist, doch die anfängliche Aufregung legt sich sehr schnell bei mir, nachdem ich die ersten Kommilitonen kennenlernte, welchen es größtenteils ähnlich ging. Erste Kontakte konnte ich z.B. in den vorbereitenden MINT-Kursen knüpfen, die sich gut zur Auffrischung der schulischen Kenntnisse in Physik und Mathematik eigenen, denn das Lebensmittelchemiestudium ist interdisziplinär aufgebaut, sodass ein allgemeines Verständnis für Naturwissenschaften nicht fehlen sollte. Sorgen machen muss man sich aber keine, denn ich durfte feststellen, dass auch wenn es mal zu Wissenslücken oder Verständnisproblemen kommt, es in der Regel immer eine(n) Kommilitonen/Kommilitonin gibt, der oder die einem weiterhelfen kann und auch die Leute aus der Fachgruppe sind jederzeit zu erreichen und helfen einem bereitwillig. Des Weiteren braucht sich auch niemand zu scheuen, während oder nach der Vorlesung eine Frage an die Dozenten zu stellen, die stets Rede und Antwort stehen.
Besonders begeistert mich am Studium der frühe und ausgeprägte Praxisbezug. Es kann natürlich stressig sein, wenn vormittags Vorlesungen und nachmittags Laborübungen stattfinden, aber als angehender Chemiker/Lebensmittelchemiker freut man sich meist darüber, sich nicht den ganzen Tag durch theoretische Lehrbücher wälzen zu müssen, sondern das frisch Gelernte gleich praktisch anwenden zu können, wodurch auch das Verständnis für das Gelernte steigt und einem länger im Gedächtnis bleibt.
Wenn du dich für das Studium interessierst, hast du bestimmt auch schon gesehen, dass es sich nicht nur in Bachelor und Master untergliedert, sondern auch in zwei Standorte mit der Universität Stuttgart und der Universität Hohenheim. Die ersten vier Semester vermitteln im Überwiegenden die Grundlagen der Chemie und unterscheiden sich kaum vom Chemiestudium. Breits im dritten, aber vor allem ab dem vierten Semester spezialisiert sich das Studium zunehmend in Richtung der eigentlichen Lebensmittelchemie und ganz allgemein in Richtung der Analyse von Substanzen. So stehen mit einem abgeschlossenen Lebensmittelchemiestudium nicht nur die Türen in der Lebensmittelanalytik offen, sondern das Studium qualifiziert auch für viele andere analytische Bereiche. Dieser Teil findet überwiegend an der Universität Hohenheim statt.
Aufgrund des SARS-CoV-2 Virus findet das Semester momentan digital statt, was für alle Seiten eine große Umstellung darstellt. Doch ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass alle Seiten ihr Bestes geben, Lehre und Betreuung weiterhin sehr gut sind und selbst Laborpraktika durchgeführt werden können. Aus Rücksicht auf den Infektionsschutz finden die Versuche jetzt in kleineren Gruppen und teilweise in abgewandelter Form statt.
Somit kann ich das Studium jedem mit ähnlichen Interessen nur empfehlen, man sollte sich jedoch bewusst sein, dass das Studium sehr zeitintensiv ist, aber das haben die meisten naturwissenschaftlichen Studiengänge so an sich. Wenn du dir nicht sicher bist, ob du nach dem Master promovieren möchtest, hast du hier den Vorteil, dass du an das Studium auch ein praktisches Jahr in einem staatlichen Untersuchungsamt anhängen kannst und so zum „Staatlich geprüften Lebensmittelchemiker“ ausgebildet wirst.